Termine

CfP (Frist 31. MAI 2015) Tagung "Rufnamen als soziale Marker: Namenvergabe und Namenverwendung" 14. – 15. SEP 2015

Am 14. und 15. September 2015 findet in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur
Mainz eine interdisziplinäre Tagung zu Determinanten der Namenvergabe und -verwendung
statt.
In ihrem Zentrum steht mit Rufnamen der individuellste Teil unseres Gesamtnamens. Rufnamen
sind aber zugleich Träger multipler sozialer Informationen. Sie fungieren als Marker
für Geschlecht, Generation, soziale Schicht, Bildungsniveau, Region, ethnische Herkunft,
Hautfarbe (z.B. black vs. white names in den USA), Konfession, Religion usw. Diese Differenzen
werden nicht nur als einzelne indiziert, sie kreuzen sich auch in Rufnamen. So wurde
Konfession historisch stärker auf Jungen- als auf Mädchennamen kodiert (Gottlieb, Joseph),
das gleiche scheint für soziale Schicht zu gelten (Justin, Kevin). Auch lassen sich im Zeitverlauf
Uminterpretationen von Markern feststellen, z.B. von Konfession > Regionalität (katholische
Namen sind heute bayerische Namen, z.B. Franz) oder von Regionalität > Schicht
(vormals ostdeutsche Namen werden unterschichtig, s. Cindy aus Marzahn). Diese Markerfunktionen
öffnen Diskriminierungen Tür und Tor, etwa der Diskriminierung aufgrund von
Schicht (in der Schule) oder von Ethnizität (auf dem Arbeits-/Wohnungsmarkt).
Die größten Defizite in der Forschung über Rufnamen liegen auf dem Gebiet der Pragmatik,
also in den Fragen der Namenvergabe und Namenverwendung. Die Tagung soll daher die
Diskrepanz zwischen öffentlichem Interesse und wissenschaftlichem Desinteresse an den Determinanten
der Rufnamenvergabe und -verwendung abbauen helfen. Der Rufname wird zunächst
von den Eltern vergeben und stellt damit einen Fall von Fremdkategorisierung und
Fremdbestimmung dar. Dabei ist auch das Namenrecht von kulturell großer Bedeutung,
durch Regelungen zum Namenwechsel, Einschränkungen bei der Namenwahl oder die Geschlechtseindeutigkeit
von Namen (s. neuere Urteile des BVerfG). Das benannte Individuum
identifiziert oder arrangiert sich mit dem ihm gegebenen Rufnamen – evtl. leidet es auch ein
Leben lang unter ihm. Diese Erkenntnis hat in Schweden dazu geführt, dass man den Rufnamen
ohne größeren Aufwand ändern oder ganz wechseln kann. Ähnliche Möglichkeiten der
Selbstvergabe nutzen aber auch Künstler, Ordensleute und Transgender-Personen oder – im
Sinne eines temporären Lebensabschnittsnamens – Jugendliche bei der Nutzung des Internets.
Erforschungsbedürftig sind darüber hinaus die Benennung un- und nicht-geborener Kinder
(sog. Sternenkinder) sowie inoffizielle Namen (Spitznamen). Auf der Tagung ausdrücklich
erwünscht sind kontrastive Vergleiche, z.B. zu semantischen Namensystemen im Chinesischen
oder Türkischen oder zu Namengebungspraktiken in anderen Kulturen. Schließlich
befinden sich viele Rufnamen "auf Wanderschaft", d.h., sie bestücken sekundär andere
Namenklassen, z.B. Warennamen (Kaffeeservice Marie Luise, Badematte Jonas), Tiernamen
(Gina, Robert für Hunde, Krake Paul, Hermann für einen Bullen) etc.
Die Tagung ist interdisziplinär ausgerichtet und steht in Verbindung mit der Mainzer Forschergruppe
"Un/doing Differences. Praktiken der Humandifferenzierung". Sie wendet sich
an VertreterInnen der Onomastik, der Soziologie, Psychologie, Ethnologie, Kulturanthropologie,
der Geschichts-, Rechts-, Wirtschafts-, Politik- und Erziehungswissenschaften sowie der
Philologien.
VeranstalterInnen: Damaris Nübling und Stefan Hirschauer

OrganisatorInnen: Fabian Fahlbusch, Miriam Schmidt-Jüngst und Anika Hoffmann
Abstracts bis zum 31.05.2015 an: namentagung@adwmainz.de
Internet: www.namenforschung.net/tagungen/rufnamen

Pressenachlese zur AUF/TAKT Veranstaltung am 14. Mai

Am 14. Mai 2014 hat sich die Forschergruppe Un/doing Differences im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung in der Musikhochschule der JGU Mainz der Öffentlichkeit vorgestellt. Ca. 170 Gäste informierten sich über die Gruppe und ihre Arbeit. Die Keynote hielt Prof. Timo Heimerdinger vom Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck. Weiterlesen "Pressenachlese zur AUF/TAKT Veranstaltung am 14. Mai"